Freitag, 29. Juni 2007

Textproduktion

Dies sollte eigentlich ein Kommentar auf einen Beitrag von RA Schwartmann zum Thema ... naja zum Thema GBN (das bin ich) im Blog des Kollegen Hartmann sein. Der dortige Anonymizer-Filter hat dies aber verhindert. Denn nun also auf diesem Wege. Und statten Sie doch ruhig auch mal dem Herrn Hartmann einen Besuch ab, er berichtet über berichtenswerte Dinge. Nun aber zu meinem Sermon:

Das ist eine sehr interessante Ansicht. Woher kommt ihre Vermutung, dass Großbudenanwälte 1) weniger Zeit und 2) ein geringes Bedürfnis zur Selbstdarstellung als ein Klein(st)budenanwalt hat? Haben die hier lesenden Kleinbudenanwälte etwa zu viel Zeit und ein großes Selbstdarstellungsbedürfnis? Glauben Sie, dass sich beide Probleme mit einem Job in einer Großbude erledigen lassen?

Ich kann ihnen sagen, dass ich meine Beiträge runterschreibe, wie ich E-Mails runterschreibe. Bloggen ginge noch schneller, wenn ich die Beiträge diktieren könnte. Meine Herren, wir sind doch Profis in der Textproduktion. Im ganz großen Maßstab. Der Text, nicht wir oder unser Profitum. Jedenfalls nicht immer. Jedenfalls: Vor diesem Hintergrund aus einer kleinen Menge Text auf große Mengen Zeit schließen zu wollen halte ich für verfehlt. Unterstellen Sie mir doch lieber eine mehr oder weniger große Kreativität, die ich in der GB nicht ausleben kann. Na, wie wär das?

Mit freundlichen kollegialen Grüßen
GBN

Thin line

Eine australische Law Firm belehrt ihre Bewerber:

This year, we will interview anyone who has won a karaoke competition, once worked in the meat-packing industry, owns a pet called Doris or is related to a Spice Girl. To be fair, we'll also interview anyone else whose application catches our eye.
Gute Chancen für mich ... ich bin der Karaoke-König: Showtalent, stattliche Erscheinung und eine gute Stimme.

Davon ab: Die Firma hat den schmalen Grat zwischen lustig/hip/da-ist-die-langweilige-Arbeit-wahrscheinlich-nicht-so-langweilig und bescheuert/billig/da-bewerbe-ich-mich-sicher-nie überschritten. Andererseits werden ein paar sehr vernünftige Ausschlusskriterien genannt, die ich den Klickfaulen unter meinen Lesern nicht vorenthalten will:

1. use the word "penultimate";

2. use the words "your firm" (bit of a giveaway that one);

3. spell my name wrong;

4. address our HR Director "Dear Sir";

5. include the words "attention to detail" and a spelling error in the same sentence.
So und damit habe ich auch den obligatorischen Freitag-Link zu RollOnFriday gepostet. Wer würde schon behaupten freitags noch über seine volle Leistungskraft zu verfügen? Ich sicher nicht.

Außer gegenüber meinem Chef und meinen Kollegen.

Umfrage: Job

Ich habe die Umfrage (Ein Hurra für Interaktion) geändert, um auch Juristen zu erfassen, die keine Anwälte sind. Die Unterscheidung Großbude/Boutique/Kleinbude/kein Jurist, war wohl etwas ... naja undifferenziert gedacht. Ich bitte dieses Versehen zu entschuldigen und um erneute Stimmabgabe. Die Abstimmung läuft bis nächsten Freitag, an dem sie durch erhöhte Spesenabrechnungen oder hilfsweise eine neue Abstimmung ersetzt wird.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Ask-a-GBN

Fragen Sie mich. Fragen Sie mich irgendwas. Ich habe von einigen Dingen sehr viel und von den meisten überhaupt keine Ahnung, aber zu allen eine Meinung. Los! Schießen Sie! Ich antworte, wenn ich Zeit und Lust habe.

Ein Angebot vom Staat

Ich habe tatsächlich ein Angebot von der Bundesbehörde bekommen. A13 plus Zuschläge. Der Absturz in der Armut. Aber auch mal planbare Zeit. Wenn frei ist, ist frei. Kein Crackberry. Vielleicht haben meine früheren Freunde ja auch wieder Lust, was mit mir zu unternehmen, wenn ich wieder verlässlicher bin. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht habe ich dann ganz viel Zeit und trotzdem niemand mit dem ich sie verbringen kann, nicht mal Kollegen. Und mein Ehrgeiz braucht auch Futter. Vielleicht werde ich ja in zwei bis drei Jahren hier Partner.

Ich werde absagen. Ich brauche die Tretmühle hier mehr als sie mich. Diese Beine wollen immer strampeln und dieser Kopf will immer durch die Wand. Die Bewerbung war gut, um das zu bestätigen. Mein Arbeitgeber sollte solche Bewerbungen eigentlich fördern. Steigert die Jobzufriedenheit.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Graue Haare

Gerade beim Toilettengang habe ich entdeckt, dass ich jetzt auch oben auf dem Kopf graue Haare bekomme. Bisher waren nur meine Schläfen grau, was mir eigentlich immer ganz gut gefiel. Grundsätzlich gilt: Volles Haar ist gut für die Karriere. Graue Schläfen verleihen einem dazu noch den Ausdruck von Erfahrung. Und das ist auch ganz gut so, wenn man Ende Zwanzig bis Anfang Dreißig ist und nur mit deutlich Älteren zu tun hat. Verlierer Associates war übrigens nahezu kahl, vielleicht hat ihn auch das zum Verlierer gestempelt.

Ich meine mich zu erinnern, mal gelesen zu haben, dass Dunkelhaarige mehr verdienen als Blonde. Zu Recht, blonde Männer sehen immer bubihaft aus. Vielleicht habe ich das auch nur geträumt. Der Unterschied verschwimmt manchmal etwas.

Ich rate also dem Nachwuchs nicht nur zu guten Noten, sondern auch zu dunklem, vollen Haar und einer gescheiten Körpergröße. Unter 1,80 wird weniger verdient. Arbeiten Sie an sich!

Essen

An einem schlechten Tag kann einem ein gutes oder zumindest teures Essen, das man dem schwachsinnigen Mandanten in Rechnung stellt, die Laune retten. Aber meistens ist Essen einfach nur eine nicht abrechenbare Tätigkeit und wird deshalb zügig absolviert. Das bedeutet in der Regel, dass man in der Kantine isst. Und wenn man mal wieder zu viele Geschmacksverstärkerkantinentage hatte halt in ein Restaurant, deutsch, italienisch oder sowas. Wie halten es denn die Kleinbudenkollegen? Wie viel gibt man dort so für ein Mittagessen aus? Hier sind es so 5 € (Kantine) bis 15 € (Italiener). Und wohin führt man die Mandanten aus? Businessthailänder? Kommt sowas häufig vor? Großes Closinggelage mit 20 Leute im nobelsten Restaurant der Innenstadt? Essen in der Kanzlei? Fritten bei Claudis Frittenschmiede? Wie sieht es in anderen Großbuden aus? Restaurantschecks? Arbeitgeber Zuschuss?

Ich könnte mir vorstellen, dass sich z.B. für Juraxx in den Innenstadtlagen McDonalds als Mittagsmahl anbietet. Das dürfte auch zu Budget und Anspruch passen.

Dienstag, 26. Juni 2007

Toter IT-ler

Legal Week meldet:

Norton Rose has been shocked by the death of one its IT managers, who fell from the eighth floor of the City firm’s new office building in More London on Friday (22 June).

The man, whose identity is yet to be confirmed, was found dead at the bottom of the firm’s atrium. Police were called to the scene on Friday evening and an investigation into his death is now underway.

Die Meldung bietet weder Raum für Scherze, noch für Zynismus.

Token Partnerin

Im Büro am Ende des Ganges wird auch in der Mittagspause gearbeitet. Dort sitzt Token Partnerin. Halbtagsstelle. Bedeutet: Von 9:00 bis 16:00 Uhr. Ohne Pause. Man fragt sich welche Vorstellung einer Vollzeitstelle diesen Arbeitszeiten zugrunde liegt.

Jedenfalls ist Token Partnerin ein Highlight bei Gesprächen mit Bewerberinnen. Seht her, Work/Life-Balance! Auch für Frauen! Wir haben sogar weibliche Partner! Mit Teilzeit! Bei uns fliegen die Schweine und in unserer Hölle kann man Schlittschuh laufen! Natürlich gibt es überhaupt nur eine einstellige Anzahl von Partnerinnen. Und natürlich haben davon nur sehr, sehr, sehr wenige Kinder. Und natürlich arbeitet nur eine davon in "Teilzeit". Aber gut, dass es so etwas gibt, nicht? Wir nehmen die menschlichen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter ernst.

Die Damen, die sich bei der Bewerbung von so etwas blenden lassen, haben es nicht besser verdient. Aber die Anzahl derer ist wohl auch einstellig.

Mehr Trittbrett

In der Nachbarschaft schreiben angeblich ein Inhouse-Counsel und ein Großbudenkollege. Mit dem benefit of the doubt wünsche ich beiden viel Erfolg, Ausdauer und Eigenständigkeit. Bisher zumindest würden die Kollegen drei Etagen tiefer wohl mangelnde Schöpfungshöhe feststellen ... aber die kann ja noch kommen.

Montag, 25. Juni 2007

Am Limit outsourcen

Law.com schreibt, dass die In-House Counsel in den U.S.A. auf eine Begrenzung der Stundensätze von Berufsanfängern drängen. Die Zahl von 200 Dollar wird für einen Stundensatz genannt. 200 Dollar? Ich kenne niemanden, der so billig zu haben ist. Hier geht es für Berufsanfänger bei gut über 300 Euro los.

Der Artikel enthält aber noch ein paar interessante Ideen... habe ich beim Querlesen gesehen. Keine Zeit dafür jetzt. Ein Argument scheint zu sein, dass durch das Internet Rechtsdienstleistungen ortsunabhängig würden. Richtig, Anwälte nach Indien outsourcen, wieso nicht. Hat ja auch schon bei den Banken und sonst im Support gut funktioniert.

via German American Law Journal.

Absage

Ich habe gerade meinem alten Studienkollegen und seinem Automobilhersteller abgesagt. Schade für ihn, er lebt ja als Headhunter von den Prämien. Ich habe ihm mal die private Nummer von Verlierer-Associate gegeben. Falls der vor lauter zerstörtem Selbstbewusstsein noch mal die Sprache wiederfindet, wäre das ja nicht schlecht für ihn.

Ich verrate übrigens kein Geheimnis, wenn ich sage, dass das Headhunter-Geschäft äußerst einträglich für Halb- und sonstige Schwachjuristen ist. Eine große Klappe braucht man und ein Schamgefühldefizit, dann klappt das auch.

Mathematik

Hier ein paar mathematische Grundsätze, die auch in der Großbude Anwendung finden:

  • Antiproportionalität: Beschreibt das Verhältnis zwischen persönlichem Glück und der Anzahl an E-Mails am Montagmorgen nach einem arbeitsfreien Wochenende.
  • Asymptotische Annäherung: Beschreibt die Erreichbarkeit des Partnerstatus.
  • Direkte Proportionalität: Beschreibt das Verhältnis zwischen persönlichem Glück und der Höhe des Gehaltseingangs.
  • Kommutativgesetz: Beschreibt mittelbar die relative Wertigkeit der Associates eines Jahrgangs.

Sonntag, 24. Juni 2007

Besseres T-Shirt

Bereits verschiedentlich wurde versucht aus dem GBN Corporate Style Kapital zu schlagen. Wenn schon GBN, dann rate ich zu diesem T-Shirt. Das gibt es übrigens auch für Damen.

Ich weiß zwar nicht, bei welcher Gelegenheit man ein T-Shirt tragen sollte, aber das mag niemanden davon abhalten sich das obige in den Schrank zu legen.

An Oberbekleidung braucht man nach meiner Erfahrung nur: Blaue Hemden, weiße Hemden, ein blaues Polo Hemd mit rotem Logo von Ralph Lauren (Kanzlei Sommerfest) und einen generischen Strickpullover von einer der üblichen Marken (Kanzlei Segeltörn).