Donnerstag, 14. Juni 2007

Bewerberchen

Das Bewerberchen hat tatsächlich eine Absage bekommen. Obwohl wir dringend Leute suchen. Wenn das so weitergeht, haben wir bald mehr Partner als (funktionierende) Associates.

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenigstens kann "Bewerberchen" so nichts kaputt machen.
Und ein ausgewogenes Associate/Partner Verhältnis ist doch nur zu Ihrem Vorteil.

Anonym hat gesagt…

Bekommen Sie so wenige Bewerbungen? Oder bewerben sich einfach so wenig gute Leute? Dann bewerben sich die guten Leute wohl alle woanders...

GBN hat gesagt…

Legehenne,

ich habe da keinen so tiefen Einblick, das ist doch eher eine Partnersache. Aber ich sehe die Stapel mit der Bewerberpost im Sekretariat vom Hiring-Partner und schließe daraus, dass wir Unmengen an Bewerbungen bekommen. Man liest ja auch, dass es immer mehr arbeitslose Juristen gibt und wir sind einfach eine 1A Adresse. Selbst wenn man es hier nicht aushält, lohnt sich der Name im Lebenslauf. Aber Prädikatsjuristen, die auch bereit sind wirklich zu arbeiten, wachsen nicht auf den Bäumen. Und selbst da ist noch so manche taube Nuss dabei, wie etwa das Bewerberchen.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

Schon mal darüber nachgedacht, dass vielleicht deshalb zu wenig gute Bewerbungen eingehen, weil der Ruf der Kanzlei genauso ist, wie er sich hier im Blog darstellt?

Anonym hat gesagt…

Wenn die Großbude tatsächlich einen so guten Ruf am Markt hat, dürfte es doch nicht schwer fallen vernünftige Assis zu bekommen.
Es sei denn die Entscheider sind unfähig oder es ist keine Kohle für vernünftiges Potential da.
Gute Leute kosten nun mal.
Bei den Unmengen an Juristen in Deutschland [Wenn Dein Taxifahrer kein Türke etc. ist, ist es in der Regel ein Anwalt oder Immobilienmakler] muss sich doch was finden lassen.
Grüße
F L A M E

Anonym hat gesagt…

Die Erwartungshaltung der Kanzleien ist reichlich hoch. Am liebsten sind sozialkompetente Spitzenjuristen mit Dr. und Master, die aber nicht älter als 26 sein und schon über den Tellerrand geblickt haben sollten.

Am Geld allein kann es eigentlich nicht liegen. Wenn ein Jurist schnell viel verdienen will, geht er zu einer Großkanzlei. Die zahlen aktuell Einstiegs(!)gehälter bis zu 100.000 EUR. Allerdings muss man auch bereit sein, einen Teil davon ganz realistisch als Schmerzensgeld zu akzeptieren.

Anonym hat gesagt…

Auf einigen Rechtsgebieten ist es tatsächlich schwierig, gute Leute zu finden. Ein Großbuden-Partner erzählte mir neulich, mit Urheberrechts-Bewerbungen "können wir die Wände pflastern, aber finden Sie mal einen guten Baurechtler".

Es ist allerdings für einen guten Juristen auch schwierig, eine gute Großbude zu finden. Wer will schon an einem Ort arbeiten, wo er sich mit Kollegen ausdauernd über Sonnenbrillen und Autos unterhalten muss und wo "Verlierer" weggeekelt statt gekündigt werden?

Anonym hat gesagt…

Die guten Leute - ist wie bei den Frauen - sind meist nicht verfügbar.

GBN hat gesagt…

Die Retention ist niedrig, die Attrition hoch. Aber das ist in allen vergleichbaren Buden ähnlich. Ich halte es hier ja auch aus, aber dafür ist nicht jeder gemacht.

Gute Juristen sind seltener als man denkt.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

"Gute Juristen sind seltener als man denkt."

Das, was Großbudenjuristen (und insbesondere der Hiring-Partner) für gute Juristen hält, ist seltener als man denkt. :-)

Anonym hat gesagt…

Es liegt nicht an den Rechtsgebieten (abgesehen davon, dass es nur wenige Großkanzleien gibt, die überhaupt Baurecht anbieten) sondern z.B. daran, welchen arroganten und selbstgefälligen Eindruck der Hiring Partner in der Nähe von Subway und dem Italiener auf den Bewerber macht. Wenn einem dann im Vorstellungsgespräch noch lebensunfähige Jungspunte gegenüber sitzen (Typen, die man schon an der Uni scheiße fand), die sich gegenseitig unterhalb der Gürtellinie behaken, um dem Bewerber zu zeigen, wer der Bessere ist, vergeht bei vielen das Interesse. So etwas wollen sich manche Menschen eben auch nicht für viel Geld antun. Ich kenne übrigens niemanden, der eine Tätigkeit dort nicht als eine zeitlich stark begrenzte ansieht.

Anonym hat gesagt…

@Cliff Chancenlos:

"So etwas wollen sich manche Menschen eben auch nicht für viel Geld antun."

Genau so ist es. Auch ich war mal so ein "Bewerberchen". Der Hiring Partner hatte einen Associate-Trabanten bei sich, der den völlig überarbeiteten Märtyrer gegeben hat. Dessen erste Worte, als er mich aus der Lobby holte: "Ach, ich sehe, Sie vertreiben sich die Zeit mit der F.A.Z., wie schön. Ich komme ja gar nicht zum Zeitung lesen, höchstens mal im Flugzeug, aber da muss ich auch meistens arbeiten." Was soll man von einer Kanzlei halten, deren Angestellte solche Sätze für ein gelungenes Eisbrecher-Gespräch halten? Und was ist das für ein Arbeitsplatz, wo es offenbar en vogue ist, sich außerhalb des eigenen Fachs nicht zu informieren?

Anonym hat gesagt…

@bernie:

Ja, bei mir gab es auch so einen gelungenen Gesprächseinstieg. Ein Jungspunt kam zur Tür herein und lies gleich eine gegen mich persönlich gerichtete Beleidigung los. Anfangs dachte ich, das wäre eine gespielte Provokation, um meine Stressresistenz zu prüfen, aber im Laufe der zweieinhalb Stunden merkte ich, dass die Herrschaften sich immer wieder und völlig unfreiwillig entblödeten. Sie legten offen, dass ihre Arbeitsmotive nichts anderes als Hass und Geld sind. Eigentlich hätte ich erst zurückschießen und dann das Gespräch abbrechen sollen, aber ich konnte bis zum Schluss noch nicht glauben, wie faschistoid-asozial sich Menschen verhalten können. Ich war von diesen Menschenfeinden so enttäuscht, dass ich mich trotz meiner vorhandenen dafür nötigen juristischen Qualifikation nie mehr wieder bei einer Großkanzlei beworben habe.

Anonym hat gesagt…

"Aber Prädikatsjuristen, die auch bereit sind wirklich zu arbeiten, wachsen nicht auf den Bäumen."

Das ist richtig, aber schliesslich wollen wir alle nicht nur effizient sondern auch effektiv arbeiten, d.h. den Partnerstatus erreichen. Immer mehr von uns sind von der Aussicht, mal eben nicht mehr nur sieben, sondern aufgrund der "Weisheit" des weit entfernten Partner Committees in N.Y gleich neun bis 11 Jahre auf den Partnerstatus warten zu müssen, nicht eben angetörnt.

Und in dieser Hinsicht bekommen wir heutzutage immer mehrere und bessere Angebote - und wer es nur fürs Geld tut, ist in dem Beruf eh falsch aufgehoben, der hätte statt Corporate/M&A lieber gleich Investmentbanker machen sollen.

Nicht zuletzt bieten die etwas kleineren lokalen Büro der US Kanzleien auch viel interessantere Perspektiven, sowohl inhaltlich als auch Karrieretechnisch, als die aus der Fusionitis der frühen 2000er entstandenen Dinosaurier.

@bernie: mit Baurecht kann man bei Kanzleien mittlerer Größe (Heiermann z.B.) durchaus recht weit kommen, die haben zwar auch ihre Macken, aber immerhin darf man da nicht seine Zeit mit Due Diligence bei Immobilientransaktionen verbringen (Zitat:"weil das hat doch alles irgendwie mit Gebäuden zu tun").