Freitag, 15. Juni 2007

Stilbasics 2

Man kann natürlich diese ganzen Stilfibeln lesen und weiß nachher, wie sich die Krawattenmode in den letzten fünf Jahrhunderten entwickelt hat und was ein fallendes und was ein ansteigendes Revers ist und noch ganz viele unnütze Dinge. Was man danach nicht weiß ist, wie man geschickt Geschmack, über den man möglicherweise nicht in ausreichendem Maße verfügt, vortäuscht.

Deshalb folgende, ganz einfache Tricks:

1. Schauen Sie, was die Partner ihrer Firma und die Partner anderer Firmen tragen. Addieren Sie dies und teilen es durch die Anzahl der Chefs. Von diesem Durchschnitt sollten sie sich nicht weiter entfernen, als sie den Münchner HGB Kommentar werfen können.
2. Legen Sie sich fest. Tragen sie nur Hugo-Boss-Hemden mit Monogram, immer nur gepunktete Krawatten, immer Emporio-Armani-Parfüm, immer ein Einstecktuch, egal was, aber legen Sie ich fest und bleiben dabei.

Man wird das für Stil halten. Und das Beste: Bei geschickter Kombination und Abweichung von Ihren Kollegen wird man es für Ihren Stil halten.

17 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und ganz wichtig: Nie drüber reden und nie dafür rechtfertigen. Komplimente akzeptieren Sie mit einem zerstreuten Lächeln, Mäkelei übergehen Sie sanftmütig.

Anonym hat gesagt…

man wird es für stil halten!?
nein, wer ein bisschen geschmack hat, wird es für langeweile halten.

GBN hat gesagt…

eggbert,

ganz richtig. Das gilt auch für Komplimente und Mäkelei an allem Persönlichen.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

Oha, finden sie den Münchner HGB-Kommentar nicht gut?

GBN hat gesagt…

Ich finde nur, dass man ihn nicht besonders weit werfen kann.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

Lieber GBN,
also bitte, Hugo Boss Hemden mit Monogramm sind als Beispiel doch ein wenig unglücklich gewählt, das wirkt sooo, naja, bemüht. In der Liga, in der Sie zu spielen vorgeben, dürfte das mehr als nur ein Stirnrunzeln hervorrufen, von der Kanzlei mit Stammsitz in Stuttgart ganz zu schweigen.
Oder ist dies nur eine besonders perfide Methode Ihre Associate-Kollegen die gebannt das blog hier lesen auf dem Partnertrack ein wenig ins Trudeln zu bringen?

Also: entweder es reicht für einen Trip nach London oder wenn man nicht ganz ungewöhnliche Größen hat, man bemüht das Internet, die meisten Jermyn Street Hemdenschneider haben einen Versand.

Anonym hat gesagt…

Das Stilkonzept halte ich für verfehlt. Wir sind in Deutschland! Das kann man nur machen, wenn man Chefs hat, die sich ihren Stil im Ausland geholt haben, sonst geht das schief.

Hier ein offeneres Konzept (men only):

Abendgarderobe = orientieren Sie sich immer an den Amerikanern, die haben da als einzige den Bogen für alle verbindlich raus.

Tagesgarderobe: Es gibt für einen Mann vier tragbare Stilrichtungen: (a) englisch (konservativ); (b) amerikanisch (modern); (c) italienisch (cool); (d) französisch (liberal).

Legen Sie sich auf eine der vier Richtungen fest und ziehen Sie die konsequent und lebenslang durch. Innerhalb Ihrer Stilrichtung suchen Sie sich, genau wie gbn vorschlägt, für Einzelfragen Bezugspunkte in Ihrem Umfeld.

Das Stilgefälle geht grundsätzlich top-down, alles andere ist Gesülze. Stil ist eine soziale Frage, und sozial kommt von Sozietät bzw. von Sozius. Also.

Lassen Sie die Finger von (c). Egal wie schlank Sie sind, Sie sind Deutscher. Deutsche wirken in (c) etwa so elegant wie SS-Siggi im Tütü.

(d) geht, allerdings können Sie sich Ihr lang geplantes coming-out dann sparen und Ihren Freund nächsten Sonntag zum Sozietätsfest mitbringen. Nur keine Angst, ist ein freies Land!

Wenn Sie Ihrem Chef eine reinwürgen wollen, tun Sie's nicht über den Stil. Bleiben Sie immer zwei Grad Süd unter seinem. Tun Sie's nicht über den Neuwagen. Und tun Sie's nicht über seine Krawatte, die Sie mitgenommen haben, als Sie in seinem Bett mit seiner Frau schliefen. Sie denken vielleicht, er merkt es nicht, wenn Sie die vor ihm spazierenführen (die Krawatte, meine ich), aber er merkt's. Bzw. seine Assistentin, die sie ihm geschenkt hat.

Abschließend: Was immer man Ihnen in Ihrer Lieblingsbutike erzählt:

(1) Immer einfarbiger Binder zum mehrfarbigen Hemd ODER mehrfarbiger Binder zum einfarbigen Hemd.

(2) Ihr Duft sollte mindestens so lange auf dem Markt sein, wie Sie alt sind.

(3) Kein Duft unter 80 EUR pro Flakon (30 ml) taugt shit.

(4) Wenn Sie Ihren Duft öfter als einmal in 10 Jahren wechseln, sind Sie (a) entscheidungsschwach oder (b) geruchsbehindert. Geruchsbehindert wollen Sie nicht sein, denn da der Geruchsnerv eine direkte Ausstülpung des Gehirnes ist, würde das bedeuten, dass Sie demnächst als zentralnervlich diffently abled eine Hauptrolle in einem dieser netten Filme von der Aktion Sorgenkind spielen dürfen, direkt neben dem immer fröhlichen Mädchen mit der sehr hohen Stirn und dem sehr runden Gesicht.

(4) Deo, Rasierwasser, Eau de toilette und (ist das so schwer?) Haarwasser riechen gleich (bzw. neutral zum Duft).

(4a) Die Haare glänzen nur bei Wasserleichen und Mafiosi, bei denen sogar noch im Grab. Passt aber gut zu Stilrichtung (c); - dafür Sie nicht.

(5) Gehen Sie in eine Parfumerie einer Großstadt, die Ihre Stilrichtung repräsentiert. Die Parfumerie muss mindestens so alt wie Ihr Duft sein, den Namen des Besitzers tragen und ständig mindestens 10 Angestellte im Verkaufsraum haben. Lassen Sie sich dort beraten - und hören Sie auf deren Rat, nicht auf Ihren "Instinkt". Wenn Sie Instinkt hätten, wären Sie eine Frau oder gleich Franzose.

(6) No brown after six. Insbesondere bei Schuhen, Fingernägeln und Zähnen.

(7) Button-down tragen nur Leute, die Doppelknoten in die Schuhe machen, Mittagsbrote dabeihaben und ihren neuen Benzie mit einem Bügelschloss an der Laterne sichern. Oder ist die Stoffqualität Ihres Hemdes so schlecht, dass man die Kragenspitzen festknöpfen muss, damit sie nicht herumschlabbern wie die Ohren eines Basset im Fahrtwind des Cabrios Ihres Chefs?

(8) No blingbling on men.

(9) Wenn Ihrem Nebenmann Ihre Uhr auffällt, sind Sie erledigt. (Und bitte, bitte!, keine Armbanduhr zu Smoking oder Frack. Jesus!)

(10) Selbst gehört: "Custom made shoes, decent watches; - but don't these people have dentists?"

Ansonsten haben Sie ohnehin kein Problem, dass man nicht mit zwei Martini oder einem Anruf bei Ihrem Broker lösen könnte. Bleiben Sie relaxed. Style can't buy you money.

P.S. Liebe Diplom-Wirtschaftsjuristen (FH) und ReNo-Rebellen: Es gibt wirklich liebenswerte alternative Stilmodelle bei Chez Antoine. Get drunk and be somebody!

Anonym hat gesagt…

@ fashushi:

das war der bislang beste post in diesem auch sonst sehr netten nicht zu verachtenden Blog. Wo haben Sie das gelernt? Arbeiten Sie in der Modebranche (FASHushi)?
Geil von Ihnen, diese Stilfibel mit uns zu teilen... dann kann ich ja in meiner (offensichtlich weniger schlimmen) Großbude ja nochmal richtig auf den Putz hauen (im dezenten Sinne natürlich..)

Grüße und Respekt!

GBN hat gesagt…

Ich denke, dies ist der Zeitpunkt zu verraten, dass die meisten der Leser hier aus Frankfurt, Düsseldorf, München oder Berlin kommen. In dieser Reihenfolge.

Alexander Hartmann hat gesagt…

Wen überrascht das?

Anonym hat gesagt…

Das ist jetzt aber überraschend, dass die Leser hauptsächlich aus den Großbudenn...-Städten kommen. *gg*

Anonym hat gesagt…

Ich hoffe bald auch im Blog von fashushi lesen zu können.

Anonym hat gesagt…

mein lieber fashushi,

gerade dann wenn sich der eigene nickname schon wie eine kurzform von "fashion-uschi" liest, sollte man sich diese kaum kaschierte homophobie sparen. das ist einfach ein zeichen schlechten stils.
und bringt im übrigen auch keine punkte, wenn einige partner der bude nur pro forma verheiratet sind ...

Anonym hat gesagt…

@ gbn

keine hamburger?

Anonym hat gesagt…

Auch ein bloß Quergebildeter kann wissen, dass fa, shu und shi Kernbegriffe der legalistischen Rechtslehre sind. So viele eigenständige Rechtslehren gibt es doch nun wirklich nicht (es sind 14). - Tugüte! Und solche Leute haben Abitur.

Anonym der 0815. weiß, dass einige Partner der Bude nur pro Forma verheiratet sind. Aha. Und dass die sowas tun, soll jetzt nicht gegen die Schwulen sprechen?

Die meisten Bekenntnis-Schwulen sind eh' bloß gescheiterte Heteros. Wenn deren "pro-forma"-Ehefrauen beim Sex die Schlafbrille nicht ab und das Oropax nicht mehr rausnehmen, dann klingt für die Phil Collins plötzlich unheimlich bedeutsam. So wie Juristen, die unterm Doppel-Prädikat rausgekommen sind, eben ganz plötzlich Pressesprecher-Stellen attraktiv finden. "Du, da kann unheimlich was gestalten!" -- uäääähhh! Alles Menschen, die dachten, sie seien der Mozart des BGB, und dann stellt sich heraus, sie sind nur der Horst Schlämmer des Kleinen Strafrechtsscheins geworden. Die Studien-Abbrecher mit feelandce-Lobbyistenposition auf dem Gebiet der Neuen Energien.

Andererseits, ich will nicht undankbar sein; womit sollten wir kleinen Associates schlafen, wenn nicht mit den frustrierten "pro forma"-Frauen unser verdeckt schwulen Chefs?

Also, liebe Hetero-Abbrecher, ich ziehe meiner Wege und Ihr tänzelt Eurer! Deal?

Anonym hat gesagt…

deal, in der tat. da tänzele ich doch lieber meiner wege.
zumindest lieber als ein kleiner associate zu werden, der sich an der frau des chefs vergreift, nachdem dieser sie ob ihrer schlafbrille für zu langweilig befunden hatte und frustriert zurückließ ...

by the way:
im studium hatte ich in der tat besseres zu tun, als mich den legalisten - diesen ersten bücherverbrennern der weltgeschichte - zu widmen. aber für einen späteren kleinen associate eine großen bude passt das schon irgendwie.

Anonym hat gesagt…

yeah, so viel hass. das ist gut.