Dienstag, 12. Juni 2007

Wandschmuck

Ich überlege meinen Wandschmuck auszutauschen. Nach dem ersten Jahr ungefähr sollte man sich ein Bild an die Wand hängen. Vorher wirkt es einfach sehr voreilig. Danach wirkt es, als ob man nicht bleiben wollte.

Einige neigen zu sehr persönlichen Sachen. Aber solche Menschen (Frauen) stellen sich auch Pflanzen ins Büro. Das kommt für mich nicht in Frage. Handgemalte Bilder der eigenen Kinder sind eine weitere Möglichkeit, die im Prinzip daneben steht, obwohl sie sehr persönlich ist. Kinderbilder verweisen auf ein (vorgeblich) intaktes Familienleben. Dies gepaart mit übermäßigem Arbeitseinsatz soll zur Bewunderung durch Kollegen und Partner führen. Mangels Familie kommt das für mich nicht in Betracht. Ich habe ja nicht mal Patenkinder. Ich hatte bisher schon immer ein Bild hier hängen, das ich aus naheliegenden Gründen nicht nennen kann.

Mein Gedankengang bezüglich eines neuen Bildes verlief ungefähr so: Zuerst hatte ich mir etwas leicht künstlerisches, das ein klein wenig nach Grandezza und ganz stark nach Ehrgeiz aussieht, vorgestellt : Ein Bild von Hopper mit zwei Segelyachten, die sich von einer Lee-Küste freisegeln. Aber Hopper ist ja nicht erst seit gestern ikea-isiert, will heißen, allgegenwärtig und allseitig abgenutzt. Danach, und bis jetzt, hatte ich an einen Malewitsch Kunstdruck gedacht. Sehr minimal, suprematistisch. Das erscheint mir mittlerweile aber übertrieben aggressiv. Hat die werte Leserschaft Vorschläge? Es sollte hinreichend ehrgeizig, aber nicht zu gefährlich wirken. Seriös, aber nicht zu überlegen. Schlau, aber nicht besserwisserisch. Gefällig, aber nicht so eintönig, dass ich nach einem Monat des Anstarrens einen Schreikrampf bekomme.

Als ich aus der Telefonkonferenz kam, hat mich übrigens ein großes Subway Sandwich auf meinem Schreibtisch erwartet. Meine Sekretärin ist die Beste. Jetzt ist mir nicht mehr schwindelig, sondern nur noch ein bisschen übel, Subway-übel halt. Meinetwegen kann sie weiterhin weite violette Strickpullover tragen. Ich bemerke gerade, dass ich wenig inkohärent bin .... am besten lasse ich mir noch einen doppelten Espresso bringen.

31 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann da sehr "Piet Mondrian" empfehlen. In einem modernen Büro macht sich auch "Roy Lichtenstein" gut. (Gute Drucke ab ca. € 100.- + Rahmen, Originale Bischen mehr).

GBN hat gesagt…

Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt: Ich möchte ein Associate-Büro in einer Anwaltskanzlei ausstatten, keine Zahnarztpraxis.

Danke und Gruß
GBN

Anonym hat gesagt…

Was hängt denn momentan?

GBN hat gesagt…

Ein Ölgemälde, mehr kann ich wirklich nicht verraten.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

Also ich stimme dir vollumfänglich zu. Nach einem Jahr gehört ein Bild hin. Lass auf jeden fall den Druck weg. Kauf dir einen Penck, die bekommst du häufig ganz billig schon für 2000 Euro.

Am besten ist du säufst dich durch die Vernissage-Szene und kaufst dort was. Von irgendeinem noch völlig unbekannten Künstler. Damit kannst Du mit deinem Kunstverständnis angeben. Und betonen dass du junge, unbedeutende Künstler unterstützt. Gut macht sich auch eine Künstlerin. Da denkt jeder du hast ihr das Bild abgekauft, damit sie mit dir ins Bett geht. Du also ein echter Wohltäter und Gourmet bist.

Wenn das nicht geht, dann bestell dir was bei Klaus Staeck in Heidelberg, http://www.staeck.com/. Ist ein Anwaltskollege mit viel ambitionierter Kunst.

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es mit einem original Andreas Gursky? Obwohl....nee. Dafür ist ihr Associate-Büro zu klein.

Unknown hat gesagt…

Ich würde Otto Dix, Kandinsky oder Franz Marc nehmen

GBN hat gesagt…

Vernissage klingt gut, da kann ich so gegen 23 Uhr nach der Arbeit noch hin, weil das faule Künstlervolk ja morgen lange schläft und abends lange wach ist.

Aber auf den Staeck-Vorschlag falle ich nicht rein. Der ist doch in der SPD. Wenn ich mir sowas ins Büro hänge kann ich auch direkt kündigen.

MfG
GBN

GBN hat gesagt…

Mmh, ein Gursky würde hier rein passen. Gerne dieses Bild aus der U-Bahn, irgendwo in Südamerika. Aber dann denken alle, ich hätte einen Phototapete.

Anonym hat gesagt…

Schade, die schöne "Nadja" von Nolde können Sie sich nicht mehr ins Büro hängen, aber vielleicht haben Sie die ja privat schon zu hängen.....Art-Tip von der Art-Basel: man beamt die Kunst auf den Rücken eines anderen, des Künstlers, der Praktikantin oder des Verlierer-Associate, wenn sein PC-Anzug das farblich hergibt; so ein beamer ist zudem vielleicht auch noch statusmäßig ausbeutungsfähig....

GBN hat gesagt…

"Nadja" habe ich letztens gesehen. Das Bild dürfte etwas zu hoch sein und es quer zu hängen ... haha, das wär fast schon wieder gut.

Ich glaube, ich habe nicht klar genug gesagt, warum Gursky wie Phototapete wirken würde: Er würde einfach eine komplette Wand einnehmen.

GBN hat gesagt…

In meinem Espressorausch habe ich Nadja mit Silvia und Nolde mit Gertsch verwechselt. Das geht ja gar nicht! Ab nach Hause und ins Bett!

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es mit etwas Suversion in der Grossbude: ich plädiere für einen echten Banksy. Das ist wenigstens cool.

Penck wäre mir zu langweilig. So etwas "pseudo-hip" für fünfzigjährige.

Anonym hat gesagt…

Die Tragweite einer solchen Entscheidung darf man in der Tat nicht unterschätzen.

Ich schließe mich meiner Vorrednerin an und empfehle Franz Marc. Ein deutscher Künstler, der tragischer Weise im 1. Weltkrieg ums Leben gekommen ist.
Das 1913 entstandene Werk "Tierschicksale" kann im Original im Baseler Kunstmuseum bewundert werden. Marc macht sich in seiner Kunst stark für Tiere und kritisiert den Umgang der Menschen mit der Natur. Als expressionistischer Maler setzte er sich außerdem mit dem Symbolwert der Farbe auseiander. So hat man nicht nur ein Gemälde, das dem heutigen Öko-Schick von seinem Aussagewert gerecht wird, sondern es ist auch noch schön bunt im Büro.
Als Bezugsquelle bietet sich z.B. diese Seite an ( http://kunst-fuer-alle.de/ ), da wohl eher nicht davon auszugehen ist, dass das Baseler Kunstmuseum das Original veräußern will. Auch erscheint es mir eher fraglich, ob sich solch eine Summe noch im Rahmen eines Associate-Gehalts bewegt.

Sollte ihnen aber doch die Idee eher zusprechen, einen unbekannten Künstler - oder vorzugsweise Künstlerin - zu wählen, rege ich an Andrea Neumann (http://www.andrea-neumann.de/malerei/blick/10/index.html) in die Überlegungen mit einzubeziehen.

Anonym hat gesagt…

Häng Dir das hier ins Büro und genieße die grübelnden, irritierten Blicke der Kollegen...

http://www.birdfineart.com/warholinvest/Images/AfterTheParty425.jpg

Anonym hat gesagt…

Wenn es nicht unbedingt ein Ölgemälde sein muss, würde ich meine Dienste als freischaffender Künstler anbieten :-) Wie wäre es mit einem Unikat in Acryl auf Leinwand? Ich freue mich über eine E-Mail. Mit freundlichen Grüßen Wolfgang W. Appenzeller

GBN hat gesagt…

Sie werden es nicht glauben, aber Banksy habe ich tatsächlich schon in Betracht gezogen. Etwa ein Bild aus der Affenserie:
http://www.banksy.co.uk/outdoors/images/landscapes/monkeytrain.jpg

Franz Marc hingegen erscheint mir zu soft. Gleiches gilt für die Bilder von Frau Neumann, die zwar aufgrund der vielen abgebildeten Krawatten sehr businessmässig rüberkommen, aber eher zu entspannt sind. Sehr weiblich betont ist beides, nicht ambitioniert genug.

Der Warhol würde gut passen ... in einem matten Stahlrahmen könnte ich mir ihn sehr gut vorstellen. Diese die-Party-ist-vorbei-Aussage wirkt hübsch aloof und kann auch ironisch interpretiert werden ... je nachdem wer davor sitzt und was er so verdient.

Vielen Dank für die vielen guten Vorschläge.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

oder man nimmt ein kunstwerk, bei dem dem dem mandanten auch sofort der wahre wert seines gegenübers bewußt wird:
http://www.tyskret.com/gemeinsam/arts/barks.html

Anonym hat gesagt…

Wenn du in einer US-basierten Großkanzlei arbeitest, empfehle ich Jasper Johns' "Map". Muss aber ein guter Druck sein, sonst wirkt es nicht. Die kräftigen Farben strahlen Dynamik aus. Das Bild ist hilfreich beim Einkratzen bei Partnern und Mandanten: "Ach, da und da und da war ich auch schon mal" - "jaja,..." Usw. Das weitere Gespräch will ich mir nicht vorstellen, sonst schlafe ich ein.

Unknown hat gesagt…

Wie wärs mit einer Fotographie von Lumas? Oder ist Lumas auch schon ikea-isiert?

Anonym hat gesagt…

Ein Verkehrsschild, gerne verwittert. Z.B. "Beschränkungen aufgehoben". Vom Behindertenparkplatzschild würde ich absehen. Auch den fr. Sauf-Service würd' ich lassen.

Anonym hat gesagt…

Ich könnte meinen Sohn als Patenkind zur Verfügung stellen, er ist 7 Jahre alt, begnügt sich mit Lego- und Playmobilgeschenken zu Geburts- und sonstigen Feiertagen und ist ein wirklich lieber und niedlicher Kerl. Er wäre sicherlich gerne bereit, ein abstraktes Acryl-Gemälde zur Wandgestaltung zur Verfügung zu stellen ..... :-)

GBN hat gesagt…

Frau G.

ich benötige ihre E-Mailadresse.

MfG
GBN

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es mit Fotografie der Zwischenkriegsjahre, es gibt schöne avantgardistische Sachen von Laszlo Moholy-Nagy oder Alexander Rodchenko, die derzeit wiederentdeckt werden. Neue Abzüge sind durchaus bezahlbar sind.

Ein andere Möglichkeit wären Architekturzeichnungen, von Piranesi bis Schinkel gibts vieles, was sehr dekorativ ist und noch nicht "gesunkenes Kulturgut".

Anonym hat gesagt…

Dann besser doch etwas von einem jungen Künstler wie sie im Dunstkreis der Uni zu finden sind. Davon gibts eine reiche Auswahl, sodass man wählen kann, und preiswert.

Zusätzlich versorgt die Suche nach einem entsprechenden Meisterwerk einen mit Gesprächsstoff. "Diesen Maler habe ich ganz zufällig in einer völlig heruntergekommenen ..." Bei Bedarf kann man das dann noch um ein splitternackt auftretendes Modell etc. ausschmücken.

Bei einer Arztpraxis würde ich auch keinen Mondrian oder Liechtenstein aufhängen sondern etwas im Stil meiner alten Bekannten Liesl Leyh. Es gibt ja schon kaum noch ein Klo ohne Druck von Mondrian.

Anonym hat gesagt…

Ich würde etwas mit inhaltlichem Bezug zur Arbeit wählen. Warhols Dollarzeichen zum Beispiel, aber das ist wohl bereits zu abgegriffen. Damien Hirsts Hai - nachdem das Formaldehyd erneuert wurde, hält der wieder ein paar Jahre. Die drei Quadratmeter Bodenfläche werden wohl noch zur Verfügung stehen.

Anonym hat gesagt…

....der Hirst-Hai hätte zudem den Vorteil, den eigentümer dieses werks beraten zu können, ob das kunstwerk nach dem erforderlichen austausch des tigerhaiweibchens noch dasselbe ist....und wie man als sammler ggf. an das neue hirst-werk, den edelsteinbesetzten totenschädel kommt....bei einem wert von 75 mio eur glänzen doch da nicht nur die diamanten, schätze ich.....

Anonym hat gesagt…

Um gleich aufgrund der Auswahl des Künstlers auf einen jungen (wenngleich früh ergrauten) und ambitionierten Menschen schließen zu können, empfiehlt es sich einen Künstler zu wählen, der genau das repräsentiert.
Gerhard Richter gilt als einer der erfolgreichsten Maler der Gegenwart und wurde zudem erst im Februar diesen Jahres von den Stuttgarter Nachrichten als “teuerste[r] lebende[r] Künstler” tituliert. Seine Bilder sind nicht nur ästhetisch, sondern auch interpretatorisch wertvoll. Für das Büro empfehle ich eins von Richters Wolken-Bildern. Dann sieht es zudem wenigstens so aus, als wenn das Büro ein Fenster hätte.

Anonym hat gesagt…

Hier wie gewünscht meine Mailadresse:

Curls1007@yahoo.de

Ich freue mich auf Ihre baldige Nachricht :-)

Anonym hat gesagt…

Nehmen Sie ein echtes Bild von einem lokalen, relativ unbekannten Künstler mit eigenem Stil.

Besser, man beweist unabhängigen Geschmack als Bildung. Bildung gibt's heutzutage umsonst bei der Wikipedia.-

Anonym hat gesagt…

Wie wärs damit, GBN: Wieso hängst du nicht einfach ein Bild das dir gefällt in dein Büro - statt ein gezielt anbiederndes?